»Welt«-Literaturpreis für Salman Rushdie

Die Auszeichnung wird dem C. Bertelsmann-Autor am 10. November in Berlin verliehen. 

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Liebesbeziehungen und deren Störungen

Um einen Menschen ganz kennenzulernen, ist es notwendig, ihn auch in seinen Liebesbeziehungen zu verstehen … Wir müssen von ihm aussagen können, ob er sich in Angelegenheiten der Liebe richtig oder unrichtig verhält, wir müssen feststellen können, warum er in einem Fall geeignet, im anderen Falle ungeeignet ist oder sein würde.
Wenn man außerdem bedenkt, dass von der Lösung des Liebes- und Eheproblems vielleicht der größte Teil des menschlichen Glücks abhängig ist, wird uns sofort klar, dass wir eine Summe der allerschwerstwiegenden Fragen vor uns haben, die den Gegenstand dieses Buches bilden.

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Das grausige Hobby von Sir Joseph Londe

„Was für einen Unfug wollen Sie von mir?“, fragte Daniel – vergeblich versuchte er, sich aufzusetzen.
„Nur um einen Blick auf Ihr Gehirn zu werfen“, war die angenehme Antwort.
„Mein – mein was?“ Daniel keuchte.
„Ihr Gehirn“, wiederholte der andere, nahm eines der Messer aus der Schachtel und untersuchte es kritisch. „Übrigens, Sie wissen natürlich, wer ich bin? Ich bin Sir Joseph Londe, der größte Chirurg der Welt. Ich habe mehr Operationen durchgeführt, als es Sterne am Himmel gibt. Leider wurde eines Tages ein kleiner Teil meines Gehirns rot. … Solange ich diesen kleinen Teil des roten Gehirns nicht ersetzen kann, bin ich verrückt. …. In Sie habe ich jedoch absolutes Vertrauen.“
„Wie wollen Sie an mein Gehirn rankommen?“ Daniel fand die Kraft zu fragen.
„Ich will es natürlich herausschneiden“, erklärte der andere. „Sie brauchen nicht die geringste Angst zu haben. Ich bin der beste Operator der Welt.“
„Und was machen Sie danach mit mir?“
Der Chirurg kicherte.
„Ich begrabe Sie im Steingarten“, antwortete er. „Ich nenne ihn meinen Friedhof. Wenn Sie jetzt so freundlich wären, ganz still zu bleiben …“
Das ist ein kurzer Textausschnitt aus dem Buch, das Spannung und einen besonderen Lesegenuss verspricht.

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C. Bertelsmann-Autor Salman Rushdie (72) wird mit dem »Welt«-Literaturpreis ausgezeichnet. Rushdie erhalte die Auszeichnung für sein Gesamtwerk als Schriftsteller von Weltrang und Intellektueller, der es verstehe, global zu denken, hieß es in einer Mitteilung des Medienhauses Axel Springer am heutigen Freitag in Berlin. Der Autor sei »ein unerschrockener Kämpfer für die Freiheit des Wortes«, sein Werk helfe den Ungewissheiten der Gegenwart mit Haltung und Humor zu begegnen. Der mit 12.000 Euro dotierte Preis soll Rushdie am 10. November in Berlin überreicht werden. Johannes Jacob, C. Bertelsmann-Verleger, äußert sich: »Salman Rushdie ist ein Schriftsteller von Weltrang, sein vielfach ausgezeichnetes literarisches Werk ist poetisch, fantasievoll, unterhaltsam, politisch, weise und begeistert Leser auf allen Kontinenten. Darüber hinaus zeichnet ihn seine mutige Verteidigung der Meinungsfreiheit, auch in Zeiten der größtmöglichen persönlichen Bedrohung, in besonderem Maße aus. Vielen war und ist er damit ein Vorbild. Wir sind sehr glücklich darüber, dass dieser großartige Erzähler und überaus integre Autor den ›Welt‹-Literaturpreis erhält.« Salman Rushdie, 1947 in Bombay geboren, studierte in Cambridge Geschichte. Mit seinem Roman »Mitternachtskinder« wurde er weltberühmt. Seine bislang 13 Romane erhielten renommierte internationale Preise und sind in mehr als 40 Sprachen übersetzt. 2007 schlug ihn die Queen zum Ritter. Seine 2012 erschienene Autobiographie »Joseph Anton« wurde als eines der »besten Bücher über unsere so schwer zu deutende Zeit« und als »Meisterwerk« (FAZ) hochgelobt. In seinem 2015 auf Deutsch erschienenen Roman »Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte« beschwört Salman Rushdie das Zeitalter der Vernunft und schreibt an gegen religiöse Intoleranz. Sein 2017 erschienener Roman »Golden House« ist ein Portrait der amerikanischen Gesellschaft. Er beginnt mit dem Amtsantritt von Barack Obama und endet ein Jahr nach der Wahl seines Nachfolgers. Der Roman, der von einem mediengewandten Schurken, seiner jungen russischen Frau und seinen drei Söhnen in New York handelt, liest sich wie eine groß angelegte Verteidigung der Demokratie, der Freiheit und der pluralistischen Gesellschaft in Zeiten, in denen eben dies in Frage gestellt wird. Sein am 14. Oktober auf Deutsch erscheinender neuer Roman »Quichotte« ist eine Hommage an den Klassiker von Cervantes und ein Don Quijote für unsere Zeit. Rushdie erzählt darin die Geschichte des alternden Handelsvertreters Ismael Smile, der besessen ist von der Wirklichkeit des Fernsehens. Er ist entschlossen, das Herz der Talkshowmoderatorin Selma R. zu erobern und begibt sich auf eine Reise quer durch Amerika, um sich ihrer als würdig zu erweisen. »Quichotte« handelt von Vater-Sohn Beziehungen, alltäglichem Rassismus, der Opioid-Krise in den USA, Cyber-Spionen – und von der Liebe. »Writing ›Quichotte‹, I felt that it wasn’t like anything I’d written before, which made it an exciting and somewhat scary experience. I also wanted to write about love: damaged love, obsessional love.«, so Salman Rushdie. »Quichotte ist ein Roman, der dem Herzen Nahrung gibt und den Geist erfüllt.«, schreibt The Times»Dieser Roman kann fliegen, er kann schweben, er ist anekdotisch, sprudelnd, bezaubernd und erzählt obendrein eine ausnehmend gute Geschichte.« Sunday Times Vom 11. – 16. November 2019 wird Salman Rushdie sein neues Buch im Rahmen einer Presse- und Lesereise in Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentieren. Stationen sind Berlin, Hamburg, Köln, München, Zürich und Wien.
Quelle: Random House